Die Pressefreiheit oder "Wie bastle ich mir einen Papiertiger?"

Die Pressefreiheit. Grundpfeiler der Demokratie westlicher Prägung. Verankert im Grundgesetz. Macht ganz schön was her. Und verkommt immer mehr zu einem Relikt, das zwar schön anzuschauen ist, aber zu mehr leider kaum mehr taugt.

Liegt das an den üblen Mächtigen, die rechtschaffene, aufklärungsbestrebte Journalisten drangsalieren? Nein, die haben ausnahmsweise mal keine Schuld. Denn bei uns findet ein Zersetzungsprozess statt, der von innen und damit von denen kommt, die vorgeben, das Recht auf freie Meinungsbildung zu verteidigen. Zur Pressefreiheit nach Artikel 5 des Grundgesetzes gehört nämlich nicht nur der Schutz der Freiheit nach außen, sondern auch nach innen. Damit ist gemeint, dass Redaktionen unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen der Wahrheit auf den Grund gehen sollen. Das Privileg der Unabhängigkeit verlangt auch, dass die Rechercheure und Meinungsmacher unvoreingenommen an alle wichtigen Themen herangehen. Frei nach dem Grundsatz des einstigen Tagesthemen-Moderators Hans Joachim Friedrichs: „Mache dich mit keiner Sache gemein. Auch nicht mit der guten!“

Genau daran mangelt es der Generation "Greenpeace, Gender, Gerechtigkeit“ so sehr, dass es weh tut. Viele Verlagshäuser erleben gerade eine Wachablösung durch eben diese Generation, die von einem Alarmismus geprägt ist, der die Gleichschaltung, wie man sie aus autoritären Staaten kennt, beinahe harmlos aussehen lässt. In vielen Redaktionen haben jetzt Personen das Sagen, die nur noch in Freund-Feind-Kategorien denken können und dabei eine sehr klare Vorstellung davon haben, was gut ist: Nämlich alles, was den Genderrichtlinien entspricht, mit einem blauen Engel bemäntelt ist, „mehr soziale Gerechtigkeit“ verheißt und vor allem „gegen rechts“ klare Kante zeigt.
Und so wird, immer die drohende Klimakatastrophe oder die anstehende Machtübernahme durch Horden von Neonazis antizipierend, von Skandal zu Skandal gehetzt. Die negativen Folgen einer ungesteuerten Zuwanderung werden dabei praktischerweise automatisch ausgeblendet oder gleich den Deutschen selbst angelastet. Jede kritische Stimme oder politisch nicht korrekte Wortwahl wird wuppdich zum „rassistischen“ Fanal aufgebauscht, während man selber ohne Unterlass  die Segnungen der „Energiewende“ nachbetet. Hauptsache die Ignoranz der eigenen Grundsätze lässt sich mit einem Ökolabel verbrämen.

Beinahe jeder dritte Journalist bekennt sich zu einer Partei links von der SPD - eine erstaunliche Parteinahme für einen  Berufsstand, der mehrheitlich vorgibt, sich zur Neutralität verpflichtet zu fühlen. Das erklärt die zunehmende Distanz zu Lesern, die sich in ihrer Lebenswelt medial nicht mehr abgebildet sehen. Jedenfalls ist es von dieser Warte aus relativ einleuchtend, wieso die Euro-kritische Bewegung „Alternative für Deutschland“ umgehend der rechtsnationalen Ecke zugeordnet wurde. Vom moralischen Hochsitz aus betrachtet ist alles verdächtig, was nicht dem öko-sozialen Hegemoniedenken entspricht. Kaum eine Talkrunde, bei der Gysi, Wagenknecht & Co. nicht ihren Enteignungsphantasien freien Lauf lassen dürfen, stets unterstützt von vermeintlichen Opfern des Kapitalismus, die auf der „Betroffenen-Couch“ ihr Klagelied anstimmen. Vertreter des sogenannten bürgerlichen Lagers sitzen, wenn überhaupt, vornehmlich auf der Anklagebank.

Das Privileg der Pressefreiheit verlangt nach Pluralität, nicht nach Konformismus. Es wird dem Begriff Journalismus nicht gerecht, wenn Beiträge daraus bestehen, dass am Anfange eine „richtige“ These steht, für welche der „Aufklärer“ dann die passenden Argumente sucht. Früher verlief die Recherche gesellschaftlicher Trends übrigens noch etwas anders, als es sich so mancher universitärer Gesellschaftswissenschaftler träumen lassen würde: Man besuchte in regelmäßigen Abständen die lokale Eckkneipe. Heute dient die Floskel vom "Stammtischniveau" eher dazu, unliebsame Zeitgenossen zu diskreditieren. Dabei würde es der „Generation G“ sehr gut tun, von Zeit zu Zeit einen solchen Platz zu besuchen und sich die Zeit zu nehmen, Volkes Stimme ungefiltert zu vernehmen. Aber bevor das geschieht, gefriert wohl eher die Hölle.

Kommentare

Beliebte Posts