Fukushima: Tatsachenverdrehungen am Jahrestag

Vor ein paar Tagen, als ich nachts nicht schlafen konnte, landete ich zappend zufällig beim Nachtmagazin der Tagesschau. Ich muss das so betonen, weil ich dort ja eigentlich gar nicht mehr hin darf, seit ich dem staatlichen Propaganda Apparat die Zwangsgebühren verweigere. Moderatorin Gabi Bauer schien mich jedenfalls nicht bemerkt zu haben und fuhr mit ihrer Berichterstattung über den Jahrestag von Fukushima im Jahr 2011 fort. Mit einem kalten Lächeln sagte sie im Hinblick auf die Kernschmelze in dem japanischen Reaktor wörtlich: „Mehr als 18 000 Menschen kamen als Folge des Unglücks ums Leben“.

Aha. Habe ich das, obwohl es ja gerade einmal vier Jahre her ist, also doch schon so falsch in Erinnerung? Denn ich meinte eigentlich, die Weltgesundheits-Organisation WHO hätte im Jahr 2012 zu Protokoll gegeben, es sei durch  die Strahlung nach dem AKW-Unglück kein einziger Mensch zu Tode gekommen.

Die Bild-Zeitung, Deutschlands populärste Weiterbildungslektüre, schloss sich der Bauerschen Tatsachenumdeutung an, formulierte aber, man mag es kaum glauben, etwas subtiler: „Die Japaner gedachten gestern an vielen Orten der rund 18 500 Opfer, die durch das Seebeben und den Tsunami am 11.März 2011 und die Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima ums Leben kamen.“

Angesichts eines solch tragischen Ereignisses über Todeszahlen zu streiten mag unangemessen erscheinen. Aber dennoch sollte doch für alle, ob Atomkraftgegner oder -befürworter, das Gebot rudimentärer Wahrhaftigkeit gelten. In diesem Fall bedeutet das: Die Menschen in Japan starben durch ein Erdbeben und einen Tsunami – also durch eine Naturkatastrophe - und nicht in Folge eines zumindest mittelbar vom Menschen verursachten Unglücks.

Dass man die Opfer dieser Naturkatastrophe in irgendeiner Weise für eine ökologische Mahnbotschaft instrumentalisieren würden – es ließ sich erahnen. Und so konnte es sich auch das Nachtjournal nicht verkneifen, den Bericht über das Leiden der Japaner mit lupenreiner Propaganda für die sogenannte Energiewende zu verbinden. Seit die ins Werk gesetzt sei, so ließ uns Gabi Bauer wissen, „ist grüner Strom plötzlich reichlich vorhanden und billig“. Gründlicher lässt sich die Energiewende-Wahrheit kaum verdrehen.

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