Männer im Kreißsaal
Niku Elias ist jetzt acht Wochen alt. Zeit genug um mit etwas Abstand die Erlebnisse vom 23.06.2018 noch einmal Revue passieren zu lassen und angelehnt an die Überschrift die Frage zu stellen: Was genau machen - mal abgesehen von Ärzten - Männer eigentlich im Kreißsaal? Unsere Großeltern haben auf diese Frage in den meisten Fällen wahrscheinlich keine Antwort. "Als mein Sohn geboren wurde war ich gerade auf Dienstreise. Am Telefon wollte mir die Krankenschwester noch nicht einmal sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist", erzählte mir der Opa eines Bekannten vor ein paar Tagen. Dass sich die Zeiten so ändern würden haben viele werdende Väter nicht auf der Rechnung und denken es sei vielleicht noch so wie in den 50er Jahren - während sie irgendwo an einer Bar sitzen bringt die Frau unterstützt von Profis endlich ihre Schwangerschaft zu Ende. Diese herrlichen Tage, als Männer den Teil mit dem vielen Blut und Geschrei einfach überspringen konnten und erst auftauchten wenn die Krankenhausbelegschaft ein sauberes und in weiße Tücher gepacktes Baby für sie bereit hielt.
Einige Ärzte stärken retrogewandten Männern mit ihrer medizinischen Expertise den Rücken. Wie beispielsweise der französische Arzt Dr. Michel Odent, der Männern am liebsten kategorisch den Zutritt zum Kreißsaal verbieten würde. In seiner Forschungsarbeit führt er aus, dass die Anwesenheit des Mannes den Oxytocin Haushalt der Frau drosseln würde, was den Geburtsvorgang behindere und die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts erhöhe. Aber auch wenn sich seine Forschungsergebnisse bei vielen Männern großer Beliebtheit erfreuen - unumstritten sind sie sicherlich nicht.
Eine Mehrzahl der Frauen erwartet von ihren Männern inzwischen die volle und ungeteilte Präsenz während der Geburt. In zahlreichen Internetforen klagen sie vielfach darüber, dass ihre Männer offen oder konkludent zu verstehen geben, dass sie eigentlich lieber im Wartezimmer Platz nähmen um dort in der „Auto Motor Sport“ zu blättern, bis Frau und Kind fertig sind. Was ist los mit diesen Männern? Sind sie die schwachen, schwarzen Schafe moderner Elternschaft? Oder geht unsere Gesellschaft inzwischen einfach zu weit damit Männern diese aktive Rolle abzuverlangen, ohne ihnen zu sagen, was genau sie im Kreißsaal eigentlich machen sollen.
Ich muss zugeben dass mir diese Frage vor zwei Monaten gelegentlich auch durch den Kopf ging. Ich hatte zusammen mit Shadi vorher pflichtbewusst regelmäßig unsere Hebamme aufgesucht, die mir ein paar gewiefte Handgriffe zur Schmerzreduktion beibrachte. Während des tatsächlichen Ernstfalls im roten Feuersaal des Helios Krankenhauses Wuppertal gingen mir diese allerdings nicht mehr so leicht von der Hand und wurden von meiner Geburtshilfementorin mit einem ruppigen "Einfach nur an deiner Frau rumrütteln bringt nichts!" bedacht. Bemerkenswert war auch die erste Begegnung mit der zuständigen Ärztin, die irgendwann herein kam um sich vorzustellen. Sie war sehr freundlich, jedenfalls zu Shadi, denn mich bedachte sie nicht eines einzigen Blickes.
Auch wenn ich an dem Tag keine Tarnkleidung trug und auch sonst nicht allzu krampfhaft versuchte mich irgendwie im Hintergrund zu halten, nehme ich dieses Verhalten inzwischen nicht mehr persönlich. Denn vielleicht war es ja auch nur eine unbewusste Rückbesinnung auf die Tage, als Männer im Kreißsaal nichts zu suchen hatten und man deswegen dort auch gar nicht mit ihnen rechnete. Die Ärzte wollten mit der Verbannung der Väter in den Warteraum zum einen das Infektionsrisiko senken sich zum anderen nicht um einen weiteren Patienten kümmern müssen, dem beim Anblick der Ankunft eines glitschigen Gnomes die Kräfte schwinden.
Wollte ich mir eigentlich auch nicht ansehen. Ich kann noch nicht einmal einen Fisch ausnehmen, wie also bitteschön soll ich eine Geburt überstehen? Ich wollte das saubere, in weiße Tücher gewickelte Baby.
Getan habe ich es dann, mit teilweise flauem Gefühl im Magen, aber trotzdem. Weil ich sonst vermutlich bereuen würde nicht dabei gewesen zu sein. Und weil Shadi mich, den ungeschickten Schmerztherapeuten, dort brauchte. Einfach anwesend und ihr ein Gefühl von Sicherheit und Zuversicht vermittelnd. Ich glaube das ist es, was Männer im Kreißsaal machen.
Einige Ärzte stärken retrogewandten Männern mit ihrer medizinischen Expertise den Rücken. Wie beispielsweise der französische Arzt Dr. Michel Odent, der Männern am liebsten kategorisch den Zutritt zum Kreißsaal verbieten würde. In seiner Forschungsarbeit führt er aus, dass die Anwesenheit des Mannes den Oxytocin Haushalt der Frau drosseln würde, was den Geburtsvorgang behindere und die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts erhöhe. Aber auch wenn sich seine Forschungsergebnisse bei vielen Männern großer Beliebtheit erfreuen - unumstritten sind sie sicherlich nicht.
Eine Mehrzahl der Frauen erwartet von ihren Männern inzwischen die volle und ungeteilte Präsenz während der Geburt. In zahlreichen Internetforen klagen sie vielfach darüber, dass ihre Männer offen oder konkludent zu verstehen geben, dass sie eigentlich lieber im Wartezimmer Platz nähmen um dort in der „Auto Motor Sport“ zu blättern, bis Frau und Kind fertig sind. Was ist los mit diesen Männern? Sind sie die schwachen, schwarzen Schafe moderner Elternschaft? Oder geht unsere Gesellschaft inzwischen einfach zu weit damit Männern diese aktive Rolle abzuverlangen, ohne ihnen zu sagen, was genau sie im Kreißsaal eigentlich machen sollen.
Ich muss zugeben dass mir diese Frage vor zwei Monaten gelegentlich auch durch den Kopf ging. Ich hatte zusammen mit Shadi vorher pflichtbewusst regelmäßig unsere Hebamme aufgesucht, die mir ein paar gewiefte Handgriffe zur Schmerzreduktion beibrachte. Während des tatsächlichen Ernstfalls im roten Feuersaal des Helios Krankenhauses Wuppertal gingen mir diese allerdings nicht mehr so leicht von der Hand und wurden von meiner Geburtshilfementorin mit einem ruppigen "Einfach nur an deiner Frau rumrütteln bringt nichts!" bedacht. Bemerkenswert war auch die erste Begegnung mit der zuständigen Ärztin, die irgendwann herein kam um sich vorzustellen. Sie war sehr freundlich, jedenfalls zu Shadi, denn mich bedachte sie nicht eines einzigen Blickes.
Auch wenn ich an dem Tag keine Tarnkleidung trug und auch sonst nicht allzu krampfhaft versuchte mich irgendwie im Hintergrund zu halten, nehme ich dieses Verhalten inzwischen nicht mehr persönlich. Denn vielleicht war es ja auch nur eine unbewusste Rückbesinnung auf die Tage, als Männer im Kreißsaal nichts zu suchen hatten und man deswegen dort auch gar nicht mit ihnen rechnete. Die Ärzte wollten mit der Verbannung der Väter in den Warteraum zum einen das Infektionsrisiko senken sich zum anderen nicht um einen weiteren Patienten kümmern müssen, dem beim Anblick der Ankunft eines glitschigen Gnomes die Kräfte schwinden.
Wollte ich mir eigentlich auch nicht ansehen. Ich kann noch nicht einmal einen Fisch ausnehmen, wie also bitteschön soll ich eine Geburt überstehen? Ich wollte das saubere, in weiße Tücher gewickelte Baby.
Getan habe ich es dann, mit teilweise flauem Gefühl im Magen, aber trotzdem. Weil ich sonst vermutlich bereuen würde nicht dabei gewesen zu sein. Und weil Shadi mich, den ungeschickten Schmerztherapeuten, dort brauchte. Einfach anwesend und ihr ein Gefühl von Sicherheit und Zuversicht vermittelnd. Ich glaube das ist es, was Männer im Kreißsaal machen.
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