Vater sein dagegen sehr...
Nein das wird jetzt kein Blog Beitrag über die unverstandenen Väter, deren Engagement in der Familie und bei der Erziehung der Kinder - vor allem von den Medien - stets marginalisiert wird. Auch wenn sich ein Beitrag speziell zu diesem Thema durchaus lohnen würde. Die Werbung hat schon immer gesellschaftliche Trends und Entwicklungen in hochkonzentrierter Form, nämlich als Clips in Sekundenlänge, aufgegriffen und zu Werbezwecken verarbeitet. Und wenn ich mir die Väter in diesen neueren Werbeclips so ansehe, dann müsste man fast meinen, Männer und Väter seien durch die Bank die größten Einfaltspinsel dieses Planeten. Aber darum soll es ja wie gesagt nicht gehen, sondern um einen größeren Zusammenhang - nämlich die Ehe als Stabilitätsanker.
Die jüngste Weltfamilienkarte (World Family Map 2017), an der Forscher aus Europa, Amerika, Afrika und Asien teilnehmen – deutsche sind nicht dabei – , zeigt anhand von Daten aus diesen Kontinenten, dass der Rückgang der Ehe deutlich Einfluss auf die Stabilität der Kinder, der jüngeren Generation und damit auch auf die gesellschaftliche Stabilität ausübt. Umgekehrt lässt sich sagen: Ehe stabilisiert, wer sie schwächt, schwächt auch die Gesellschaft. Das ist nicht neu, in Deutschland allerdings kaum verbreitet. Die Blockaden des Relativismus funktionieren, besonders in der Medienwelt. Zu diesen Blockaden gehören auch Mythenbildungen. Manche Mythen sind zäh, zum Beispiel, dass nichtverheiratete Väter genauso gut erziehen wie verheiratete. Oder dass signifikant immer mehr Väter Vollzeit zuhause blieben, oder dass die Hälfte aller Mütter die Aufgaben des Haushalts partnerschaftlich zu fifty-fifty mit den Vätern teilen wollten. Oder auch der Mythos von der „guten Scheidung“, also der Trennung der Eltern ohne bedeutsame Folgen für die Kinder.
In amerikanischen Universitäten ist man solchen Mythen jetzt auf den Grund gegangen. Professor Bradford Wilcox von der Universität Virginia und dort Direktor des „Nationalprojekts Ehe“ (http://nationalmarriageproject.org) hat sie anhand von neuen wissenschaftlichen Befunden und Daten entzaubert. Zum „Hausmann“, der von sich aus und nicht aus wirtschaftlichen Gründen Vollzeit zuhause bleibt, die Erziehung übernimmt und den Haushalt führt, ist zu sagen, dass er zu einer verschwindend kleinen Minderheit gehört. Der Rollentausch mag im Einzelfall glücken und aus verschiedenen Gründen notwendig sein, etwa weil die Mutter in ihrem Job einfach mehr Geld verdient. Das aber bleibt die Ausnahme. Die Regel dagegen besagt, dass, wie eine Studie des Pew Research Center für die USA ergab, die Väter zwei Drittel des Familieneinkommens außer Haus erarbeiten. Das Einkommen insgesamt ist eine Frage der Familien-und Lebensform, neudeutsch der work-life-balance. Rund vierzig Prozent der deutschen Haushalte leben nach der Formel „er Vollzeit, sie Teilzeit“. Die Teilzeit bemisst sich in den meisten Fällen nach dem Alter der Kinder. Das von der Politik, der Wirtschaft und den Medien propagierte Wunschmodell (beide Vollzeit) stagniert und liegt bei 17 Prozent. Der Spiegel schrieb schon vor drei Jahren in einer großen Titelgeschichte mit Bedauern: „Der Papa in Vollzeit, die Mama in Teilzeit oder ganz raus aus dem Beruf - das ist Standard in den meisten deutschen Familien, selbst wenn eine andere Aufteilung zum Beispiel finanzielle Vorteile bringen würde. Diesen Befund zu deutschen Familien gibt es seit Jahren - und es ändert sich wenig. Der Anteil der Vollzeit arbeitenden Mütter steigt nur langsam, der Vater in Teilzeit ist in deutschen Familien weiterhin ein Exot“.
Auch der Mythos von der gerechten Aufteilung der Hausarbeit, die sich die Hälfte aller Frauen wünschten, hält der Wirklichkeitsprüfung nicht stand. Natürlich wünschen sich die meisten Mütter eine stärkere Beteiligung des Vaters an der Familienarbeit. Hier gibt es zweifellos Nachholbedarf. Aber mangels genauerer Definition und Messbarkeit ist es schwierig, gleiche oder „gerechte“ Anteile auszumachen. In Deutschland übernehmen nach einer Studie des Instituts Allensbach drei von vier Vätern deutlich weniger als die Hälfte der Familienarbeit. Interessant ist jedoch die Divergenz in der persönlichen Einschätzung. Demnach sagt einer von drei Vätern, er übernehme nur einen kleinen Teil, aber nur jede zweite Mutter (54 Prozent) ist dieser Meinung. Und während wiederum jeder dritte Vater sagt, er liege knapp unter der Hälfte, teilt nur jede fünfte Mutter diese Einschätzung. Das schließt nicht aus, dass man Väter, vor allem junge, zu mehr Teilnahme ermutigen kann. Vielleicht sogar sollte, besonders wenn es um die Erziehung geht. Denn die Bereitschaft ist da.
Eine Studie der Ohio State University ist dieser Frage genauer nachgegangen und hat festgestellt, dass die Elternqualität der Väter von einjährigen Babies, die von den Müttern in den ersten Monaten wegen des Umgangs mit dem Baby häufig kritisiert wurden, unter der Elternqualität anderer Väter lag. Kritik schwächt, Lob stärkt. Die jungen Mütter können die erzieherischen Fähigkeiten des Vaters durchaus beeinflussen. Frauen sollten deshalb zweimal nachdenken, bevor sie Väter für nebensächliche Themen wie z.B. ihre Kleidungswahl für das Baby an einem bestimmten Tag kritisierten, meint Lauren Altenburger, die Leiterin der Studie, es gehe „auch darum, dem Vater einen Spielraum zum Erziehen zu geben.“ Beide Eltern müssten die Kommunikation offen halten und darauf achten, nicht zu schnell zu kritisieren.
Der dritte Mythos – nichtverheiratete Väter erziehen genauso gut wie verheiratete – geht von einem individualistischen Menschenbild aus, das Beziehungen nicht um ihrer selbst willen und als personale Verbindung sieht, sondern als Instrument des Individuums. Es ist ein Unterschied, ob jemand in einem verlässlichen, auf unbegrenzte Dauer angelegten Bezugsrahmen lebt und handelt oder ob die Beziehung unter der unausgesprochenen Option der Trennung steht. Die Soziologen, die Daten zu der Studie beigetragen haben, gehen zunächst von dem Faktum aus, dass vierzig Prozent aller Kinder heute in Haushalten leben, in denen die Eltern nicht verheiratet sind. Sandra Hofferth von der Universität Maryland und Kermyt Anderson von der Universität Oklahoma konnten nun statistisch nachweisen, dass verheiratete Eltern in der Regel deutlich zärtlicher, emotionaler und teilnehmender mit den Kindern umgehen als nicht verheiratete. Die Weltfamilienkarte zeigt zudem, dass Kinder aus nichtehelichen Haushalten doppelt so wahrscheinlich die Trennung der Familie vor ihrem 12. Lebensjahr erleben als Kinder aus ehelichen Haushalten. Eine Studie der Universität Bowling Green State sowie der Universität von Michigan wies sogar nach, dass in den USA jedes zweite Kind von nicht verheirateten Eltern den Bruch der Familie vor seinem fünften Geburtstag erleidet. Dagegen erlebten nur 15 Prozent der Kinder von verheirateten Eltern diesen Schock. Die Soziologen Frank Frustenberg und Andrew Cherlin führen das darauf zurück, dass verheiratete Väter Ehe und Vaterschaft als „eine einzige Sache, als ein Paket“ betrachteten.
In diesem Sinn ist auch der Mythos von der „guten Scheidung“, die den Kindern nichts ausmache, zu sehen. Sara McLanahan von der Universität Princeton konnte das in folgende Daten fassen: Für Mädchen geschiedener Eltern ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so groß, dass sie das Studium abbrechen, als Jugendliche schwanger werden und in Depressionen fallen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich später selber scheiden lassen, ist ebenfalls signifikant höher, was in europäischen Studien übrigens auch nachzulesen ist.
Das Datenmaterial, das die Wissenschaftler für all diese Studien aus Amerika und der ganzen Welt zusammengetragen haben, ist enorm. Es müsste die Politik nachdenklich machen. Aber dafür müssten die Politiker diese Ergebnisse erst einmal wahrnehmen wollen. Einfacher ist es wohl, an Mythen festzuhalten, zumal dann, wenn sie medial weiter transportiert werden.
Die jüngste Weltfamilienkarte (World Family Map 2017), an der Forscher aus Europa, Amerika, Afrika und Asien teilnehmen – deutsche sind nicht dabei – , zeigt anhand von Daten aus diesen Kontinenten, dass der Rückgang der Ehe deutlich Einfluss auf die Stabilität der Kinder, der jüngeren Generation und damit auch auf die gesellschaftliche Stabilität ausübt. Umgekehrt lässt sich sagen: Ehe stabilisiert, wer sie schwächt, schwächt auch die Gesellschaft. Das ist nicht neu, in Deutschland allerdings kaum verbreitet. Die Blockaden des Relativismus funktionieren, besonders in der Medienwelt. Zu diesen Blockaden gehören auch Mythenbildungen. Manche Mythen sind zäh, zum Beispiel, dass nichtverheiratete Väter genauso gut erziehen wie verheiratete. Oder dass signifikant immer mehr Väter Vollzeit zuhause blieben, oder dass die Hälfte aller Mütter die Aufgaben des Haushalts partnerschaftlich zu fifty-fifty mit den Vätern teilen wollten. Oder auch der Mythos von der „guten Scheidung“, also der Trennung der Eltern ohne bedeutsame Folgen für die Kinder.
In amerikanischen Universitäten ist man solchen Mythen jetzt auf den Grund gegangen. Professor Bradford Wilcox von der Universität Virginia und dort Direktor des „Nationalprojekts Ehe“ (http://nationalmarriageproject.org) hat sie anhand von neuen wissenschaftlichen Befunden und Daten entzaubert. Zum „Hausmann“, der von sich aus und nicht aus wirtschaftlichen Gründen Vollzeit zuhause bleibt, die Erziehung übernimmt und den Haushalt führt, ist zu sagen, dass er zu einer verschwindend kleinen Minderheit gehört. Der Rollentausch mag im Einzelfall glücken und aus verschiedenen Gründen notwendig sein, etwa weil die Mutter in ihrem Job einfach mehr Geld verdient. Das aber bleibt die Ausnahme. Die Regel dagegen besagt, dass, wie eine Studie des Pew Research Center für die USA ergab, die Väter zwei Drittel des Familieneinkommens außer Haus erarbeiten. Das Einkommen insgesamt ist eine Frage der Familien-und Lebensform, neudeutsch der work-life-balance. Rund vierzig Prozent der deutschen Haushalte leben nach der Formel „er Vollzeit, sie Teilzeit“. Die Teilzeit bemisst sich in den meisten Fällen nach dem Alter der Kinder. Das von der Politik, der Wirtschaft und den Medien propagierte Wunschmodell (beide Vollzeit) stagniert und liegt bei 17 Prozent. Der Spiegel schrieb schon vor drei Jahren in einer großen Titelgeschichte mit Bedauern: „Der Papa in Vollzeit, die Mama in Teilzeit oder ganz raus aus dem Beruf - das ist Standard in den meisten deutschen Familien, selbst wenn eine andere Aufteilung zum Beispiel finanzielle Vorteile bringen würde. Diesen Befund zu deutschen Familien gibt es seit Jahren - und es ändert sich wenig. Der Anteil der Vollzeit arbeitenden Mütter steigt nur langsam, der Vater in Teilzeit ist in deutschen Familien weiterhin ein Exot“.
Auch der Mythos von der gerechten Aufteilung der Hausarbeit, die sich die Hälfte aller Frauen wünschten, hält der Wirklichkeitsprüfung nicht stand. Natürlich wünschen sich die meisten Mütter eine stärkere Beteiligung des Vaters an der Familienarbeit. Hier gibt es zweifellos Nachholbedarf. Aber mangels genauerer Definition und Messbarkeit ist es schwierig, gleiche oder „gerechte“ Anteile auszumachen. In Deutschland übernehmen nach einer Studie des Instituts Allensbach drei von vier Vätern deutlich weniger als die Hälfte der Familienarbeit. Interessant ist jedoch die Divergenz in der persönlichen Einschätzung. Demnach sagt einer von drei Vätern, er übernehme nur einen kleinen Teil, aber nur jede zweite Mutter (54 Prozent) ist dieser Meinung. Und während wiederum jeder dritte Vater sagt, er liege knapp unter der Hälfte, teilt nur jede fünfte Mutter diese Einschätzung. Das schließt nicht aus, dass man Väter, vor allem junge, zu mehr Teilnahme ermutigen kann. Vielleicht sogar sollte, besonders wenn es um die Erziehung geht. Denn die Bereitschaft ist da.
Eine Studie der Ohio State University ist dieser Frage genauer nachgegangen und hat festgestellt, dass die Elternqualität der Väter von einjährigen Babies, die von den Müttern in den ersten Monaten wegen des Umgangs mit dem Baby häufig kritisiert wurden, unter der Elternqualität anderer Väter lag. Kritik schwächt, Lob stärkt. Die jungen Mütter können die erzieherischen Fähigkeiten des Vaters durchaus beeinflussen. Frauen sollten deshalb zweimal nachdenken, bevor sie Väter für nebensächliche Themen wie z.B. ihre Kleidungswahl für das Baby an einem bestimmten Tag kritisierten, meint Lauren Altenburger, die Leiterin der Studie, es gehe „auch darum, dem Vater einen Spielraum zum Erziehen zu geben.“ Beide Eltern müssten die Kommunikation offen halten und darauf achten, nicht zu schnell zu kritisieren.
Der dritte Mythos – nichtverheiratete Väter erziehen genauso gut wie verheiratete – geht von einem individualistischen Menschenbild aus, das Beziehungen nicht um ihrer selbst willen und als personale Verbindung sieht, sondern als Instrument des Individuums. Es ist ein Unterschied, ob jemand in einem verlässlichen, auf unbegrenzte Dauer angelegten Bezugsrahmen lebt und handelt oder ob die Beziehung unter der unausgesprochenen Option der Trennung steht. Die Soziologen, die Daten zu der Studie beigetragen haben, gehen zunächst von dem Faktum aus, dass vierzig Prozent aller Kinder heute in Haushalten leben, in denen die Eltern nicht verheiratet sind. Sandra Hofferth von der Universität Maryland und Kermyt Anderson von der Universität Oklahoma konnten nun statistisch nachweisen, dass verheiratete Eltern in der Regel deutlich zärtlicher, emotionaler und teilnehmender mit den Kindern umgehen als nicht verheiratete. Die Weltfamilienkarte zeigt zudem, dass Kinder aus nichtehelichen Haushalten doppelt so wahrscheinlich die Trennung der Familie vor ihrem 12. Lebensjahr erleben als Kinder aus ehelichen Haushalten. Eine Studie der Universität Bowling Green State sowie der Universität von Michigan wies sogar nach, dass in den USA jedes zweite Kind von nicht verheirateten Eltern den Bruch der Familie vor seinem fünften Geburtstag erleidet. Dagegen erlebten nur 15 Prozent der Kinder von verheirateten Eltern diesen Schock. Die Soziologen Frank Frustenberg und Andrew Cherlin führen das darauf zurück, dass verheiratete Väter Ehe und Vaterschaft als „eine einzige Sache, als ein Paket“ betrachteten.
In diesem Sinn ist auch der Mythos von der „guten Scheidung“, die den Kindern nichts ausmache, zu sehen. Sara McLanahan von der Universität Princeton konnte das in folgende Daten fassen: Für Mädchen geschiedener Eltern ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so groß, dass sie das Studium abbrechen, als Jugendliche schwanger werden und in Depressionen fallen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich später selber scheiden lassen, ist ebenfalls signifikant höher, was in europäischen Studien übrigens auch nachzulesen ist.
Das Datenmaterial, das die Wissenschaftler für all diese Studien aus Amerika und der ganzen Welt zusammengetragen haben, ist enorm. Es müsste die Politik nachdenklich machen. Aber dafür müssten die Politiker diese Ergebnisse erst einmal wahrnehmen wollen. Einfacher ist es wohl, an Mythen festzuhalten, zumal dann, wenn sie medial weiter transportiert werden.
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