Die Ungeborenen von heute sind die Schwarzen von gestern

 “Meine Botschaft kommt aus meinem Herzen, aus einer Liebe zum Leben und zur Familie und aus einer ererbten Verpflichtung, die Schwächsten der Gesellschaft zu verteidigen. Meine heutige Rede und meine Arbeit als Menschenrechtlerin gehen von drei einfachen Wahrheiten aus:

1. Jeder Mensch verdient aufgrund seines Menschseins Respekt.

2. Niemals kann das menschliche Leben weniger menschlich oder mehr menschlich werden.

3. Jedes menschliche Leben beginnt an seinem physischen Anfang.

Aus diesen drei Voraussetzungen geht hervor, daß jeder Mensch - ob geboren oder ungeboren - Rechte hat, und diese Rechte von der Gesellschaft und dem Gesetz geschützt werden müssen. Umkehr ist der erste Schritt zur Erlösung. Sie ist auch der erste Schritt bei der Veränderung einer Gesellschaft. Ich weiß das, weil ich in meiner Lebenszeit gesehen habe, wie sich meine Kultur, mein Amerika, verändert hat. So viel Blutvergießen, so viel Unglück ist geschehen, weil einige in den Vereinigten Staaten meinten, die Afro-Amerikaner würden keinen Respekt verdienen. ... Sie begannen an das zu glauben, was sie in ihren Herzen als falsch erkannten. So ist es auch heute mit den Lügen derer, die Kinder abtreiben.

Die Ungeborenen von heute sind die Schwarzen von gestern - am besten außer Sichtweite und weit weg von unserem Denken, damit wir uns möglichst wenig mit der von uns verursachten Ungerechtigkeit beschäftigen müssen. Das Problem der Abtreiber und ihrer Unterstützer ist aber die gleiche Schwierigkeit, der bereits die Rassisten und Segregationisten gegenüberstanden: die Wirklichkeit.

Ungeborene Kinder lassen sich nicht verstecken. Die Abtreibungsindustrie muß darum denen, die sie ausbeutet und diskriminiert, die Menschlichkeit absprechen. Aber ein Gefühl für richtig und falsch haben wir alle. Ich glaube, dass dieses moralische Bewußtsein jede Kultur in der Frage der Abtreibung ändern kann. Nicht über Nacht. Aber das Umdenken hat schon begonnen. In unseren Herzen wissen wir das. Zu lange haben wir weggeschaut. Wir wollten uns nicht engagieren. Wir hatten uns selbst überzeugt, daß sich die Menschen in der Abtreibungsfrage nie ändern werden. Ich bin heute hier um euch zu sagen, daß das nicht stimmt. Ich habe die Veränderung an mir selber, an anderen und in meiner Nation erlebt. Was bei der Sklaverei und mit dem Rassismus geschehen ist, geschieht heute mit der Abtreibung. Die Mächtigen müssen für die Verfolgten eintreten. Was ihnen geschieht, geschieht auch uns.

Dr. Martin Luther King Jr. schrieb in einer Gefängniszelle: "Ungerechtigkeit - egal wo - ist eine Bedrohung der Gerechtigkeit überall." Ob ein Kind in Birmingham, Alabama, oder Birmingham, England, abgetrieben wird: Das ist immer ein Angriff auf die "geliebte Gemeinschaft", die meinem Onkel so wichtig war.

Ich glaube, daß die Verletzung des Rechtes auf Leben die größte Ungerechtigkeit ist, die wir heute erleben. Beim Töten kann man sich nicht auf Mitleid berufen. Wo man Menschen ihr Menschsein abspricht, gibt es keine Gerechtigkeit. Ich frage nur: Wie kann der Traum der Gleichheit für alle weiterleben, wenn wir unsere Kinder töten? Wie kann der Traum weiterleben wenn wir anderen Menschwürde und Respekt verwehren? Wie kann der Traum weiterleben, wenn wir uns für diese Menschen nicht einsetzen?"

Dr. Alveda King, die Nichte von Martin Luther King, hielt diese Rede am 22. Juni 2010 vor dem Europäischen Parlament.



Kommentare

Beliebte Posts