Deutschland in Grün – wie der DFB seine Farben verliert
Ein Kommentar zur symbolischen Selbstabschaffung einer Nation.
Es gibt Entscheidungen, die mehr sind als bloß ein neuer Anstrich. Wenn der Deutsche Fußball-Bund zu seinem 125-jährigen Bestehen die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold aus dem Logo tilgt und sie durch ein gefälliges Grün ersetzt, dann ist das kein kosmetischer Akt – es ist ein kulturpolitisches Statement.
Denn Farben sind nie neutral. Sie sind Zeichen, Identität, Bekenntnis. Wer sie ändert, verändert den Sinn.
Das Grün der Beliebigkeit
Der DFB spricht von Modernität und strategischer Weiterentwicklung. In Wahrheit steht das neue Grün für Beliebigkeit – für ein Land, das verlernt hat, sich selbst zu bekennen.
Während die USA, Frankreich oder Italien ihre Farben mit Stolz tragen, ersetzt Deutschlands größter Sportverband sein nationales Symbol durch ein abstraktes Farbrauschen.
Das passt ins Bild: ein Land, das in seiner Energiepolitik Rückwärtsgang nach Rückwärtsgang einlegt, in seiner Wirtschaft schwer angezählt wankt und sich selbst lieber in „Haltungsfragen“ verliert als in Leistung. Nun also auch der Fußball – der letzte Ort gemeinsamer Identität – als Bühne für das Ritual der Selbstverleugnung. Wobei, es ging ja eigentlich bereits bei der WM in Katar mit der berüchtigten Diversity Binde und der völlig deplatzierten Mund-zu-Geste der Mannschaft los.
Ein Verband ohne Heimat
Präsident Bernd Neuendorf, SPD, sieht in der Farbveränderung offenbar den Ausdruck von Fortschritt. Doch Fortschritt ohne Richtung ist Auflösung. Wenn Schwarz-Rot-Gold einem DFB-Grün weicht, das sich auf „Organisation, Gesellschaft und Sport“ beruft, dann ist das die sprachgewordene Beliebigkeit einer Zeit, die lieber strukturiert als inspiriert.
Man kann das für eine Kleinigkeit halten. Doch im Symbolischen kündigt sich immer das Geistige an. Ein Verband, der die Farben seiner Herkunft streicht, zeigt nicht Mut zur Moderne, sondern Angst vor Identität.
Vom Bekenntnis zur Anpassung
Einst war Schwarz-Rot-Gold auf der Brust der Nationalspieler ein sichtbares Bekenntnis: Ein Symbol für Herkunft, für Geschichte, für Stolz – in der besten Bedeutung des Wortes. Heute steht dort eine Designerformel aus drei verschlungenen Linien, so glatt und bedeutungslos, dass sie überall auf der Welt stammen könnte.
Es ist die visuelle Entsprechung jener Haltung, die nationale Symbole als „problematisch“ empfindet, weil sie an etwas erinnern, das über den Augenblick hinausweist. So wird selbst Fußball zur Verlängerung politischer Pädagogik: Entnationalisiert, entschärft, entkernt.
Wenn Symbole fallen
Man kann das alles abtun als Nebensache. Doch ein Land, das seine Zeichen verliert, verliert mehr als Farbe – es verliert Form. Wer das Schwarz-Rot-Gold aus der öffentlichen Wahrnehmung tilgt, darf sich nicht wundern, wenn sich am Ende niemand mehr erinnert, wofür es einmal stand.
Selbst die Wirtschaftspresse fragt inzwischen: Was soll das? Denn was für Marken gilt, gilt auch für Nationen: Stärke entsteht durch Wiedererkennbarkeit. Und Wiedererkennbarkeit braucht Mut zur Eigenheit.
Von Adidas zu Nike – vom Eigenen zum Beliebigen
Dass der DFB zeitgleich die jahrzehntelange Partnerschaft mit Adidas beendet, um sich von einem US-Konzern ausstatten zu lassen, fügt sich nahtlos ins Bild. Ausgerechnet zum Jubiläum des deutschen Fußballs löst man sich von einem Symbol deutscher Wertarbeit – um ein paar Millionen Euro mehr von Nike zu kassieren.
Es ist die endgültige Globalisierung der Seele: Schwarz-Rot-Gold weicht dem Dollargrün.
Der Preis der Selbstverleugnung
Deutschland schafft sich nicht nur ab, wie einst völlig richtig festgestellt wurde – es löst sich schlicht auf. In seinem Fußball, in seiner Sprache, in seinen Symbolen. Die neue DFB-Farbe ist das Grün des Kompromisses, das Grün der Anpassung, das Grün einer Zeit, die lieber gefällig als erkennbar ist.
Doch eine Nation, die sich nicht mehr zu ihren Farben bekennt, wird irgendwann feststellen, dass auch niemand mehr für sie spielt.
Die Entfernung von Schwarz-Rot-Gold aus dem DFB-Logo ist kein Detail. Sie ist ein stilles, aber deutliches Symbol einer Gesellschaft, die ihre Geschichte verleugnet, um sich in Belanglosigkeit zu retten.
Das Resultat: Ein Verband, der alles hat – nur keine Farbe mehr.

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