Free Palestine

Weil der Antisemitismus (getarnt als Antizionismus) gerade welt- und vor allem europaweit ein regelrechtes Revival erlebt, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Eintrag aus dem letzten Jahr nach einer Überarbeitung noch einmal aktualisiert zu posten:

Im vorletzten Jahr machte eine Aktion des Lutherischen Weltbundes (LWB) auf sich aufmerksam. Christliche Gemeinden sollten in Gebetswachen jeweils am 24. eines Monats für "das Ende der israelischen Besatzung Palästinas" beten. Man kooperierte dabei mit dem ACT Palestine Forum, welches auf seiner Internetseite offenbar darüber informieren möchte, wie Israel die Palästinenser angeblich schlecht behandelt und damit auch den palästinensischen Christen Leid zufüge. Auf die ernste Verfolgungssituation von Christen durch muslimische Palästinenser in den palästinensischen Gebieten wird natürlich mit keinem Wort eingegangen.

Stattdessen steht weiterhin und mit wachsender Intensität Israel am Pranger und es scheint inzwischen schon fast normal, wenn der türkische Präsident vor den Wahlen öffentlich kundgibt, Jerusalem müsse wieder erobert werden und gehöre in muslimische Hand.

Für Europa ist das sicherlich kein Problem. Wir pumpen seit Jahren Geld in die Hände von Terroristen, die damit Tunnel graben, um Anschläge gegen Juden ausüben zu können. In Israel berichten immer wieder Menschen, wie sie nachts hören, dass unter ihrem Haus eifrig gegraben wird.
Vielleicht ist dem ein oder anderen auch die BDS bekannt (Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen). Die BDS ist eine Bewegung, die aufruft, Produkte aus dem Westjordanland zu boykottieren. Während des 3. Reiches hieß es: „Kauft nicht bei Juden!“. Die Geschichte wiederholt sich.
Dass damit im Übrigen nicht nur Israel geschadet wird, sondern auch vielen, vielen Arabern (die dadurch arbeitslos werden) scheint niemanden zu stören. Glücklicherweise gibt es auch Projekte, durch deren Unterstützung Christen ein Zeichen gegen die BDS Bewegung setzen können, wie beispielsweise das hervorragende Lev Haolam Projekt, www.levhaolam.com

Friedensnobelpreis-Träger Desmond Tutu jedenfalls machte erst vor einigen Wochen erneut deutlich, er erwarte von der deutschen Christenheit „mutige und kreative Initiativen“ zur Überwindung der „illegalen israelischen Besatzung“ Palästinas. Er richtete einen Offenen Brief an den Präsidenten des Deutschen Ev. Kirchentages, Andreas Barner, an den EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und an den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), den katholischen Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer). Darin ruft Tutu zu „angemessenen Formen gewaltlosen Widerstands“ auf, etwa dem bereits angesprochenen Boykott israelischer Waren, den Rückzug von Investitionen und Sanktionen. Christen sollten ihre Regierungen zu solchen Maßnahmen drängen.

Wieso man sich so hartnäckig auf dieses vergleichsweise winzige Land konzentriert, ist wohl nur aus biblisch-geistlicher Sicht erklärbar. Rational ist es jedenfalls kaum nachzuvollziehen. Dass China seit Jahrzehnten Tibet besetzt hält und bisher mehr als 1 Million Tibeter ums Leben kamen? Nicht mehr als eine unwichtige Randnotiz. Und dass die Türkei, immerhin für lange Zeit ein EU Beitrittskandidat, 1974 in Zypern einmarschierte und ein Drittel des Landes besetzt hält? Ist halt passiert. 140.000 griechische Zyprioten wurden vertrieben und über 100.000 anatolische Türken im Land angesiedelt. Außerdem wurden über 500 griechisch-orthodoxe Kirchen zerstört und 55 davon in Moscheen umgewandelt. Nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass Israel diesen menschenverachtenden Grenzzaun um sein Land baut, auch wenn das dazu beigetragen hat, dass die Anzahl von Selbstmordanschlägen um über 90 Prozent reduziert werden konnte.

Schon merkwürdig, dass Christen, die sich den Juden aufgrund heilsgeschichtlicher "Verwandtschaft" ja eigentlich sehr verbunden fühlen müssten, oftmals an vorderster Front stehen, wenn es darum geht, den jüdischen Staat zu deligitimieren. Leider gibt es für diese Denkmuster ein prominentes Vorbild: "Luther war ein ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen". So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den flammenden evangelischen Antisemiten Martin Luther. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis seine zahlreichen Dekrete gegen die Juden, mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirche und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. Die Reichskristallnacht ("Man soll ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecken."), die Ghettos ("dass man ihre Häuser zerbreche und zerstöre, dafür mag man sie unter ein Dach oder einen Stall tun."), die Enteignung ("dass man nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod."), die Konzentrationslager ("dass man den Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Spaten und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nasen."), der Massenmord ("Summa: dass wir alle der teuflischen Last der Juden entladen werden."), alles festgehalten in Luthers Pamphlet "Von den Juden und ihren Lügen".

Nun könnte man annehmen, dass die Kirche, nach allen begangenen Verbrechen am jüdischen Volk, Israel gegenüber eine empathische Haltung einnimmt. Stattdessen begegnen Christen weltweit dem einzigen Land, in dem die Nachkommen derer in Sicherheit leben können, die seit Jahrtausenden von Christen verfolgt, entrechtet, beraubt und ermordet wurden, mit unverhohlener Feindseligkeit.
Wann immer es darum geht, Israel zu verurteilen, verleumden oder boykottieren, sind christliche Organisationen wie das Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS), das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI), der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), der Lutherische Weltbund (LWB) oder der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der auch das israelfeindliche "Kairos Palästina Dokument" (KPD) unterstützt, an vorderster Front. Dies, obwohl Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, in dem die christliche Bevölkerung zunimmt, während Christen in der arabischen Welt sowie im palästinensischen Gazastreifen und der Westbank verfolgt und vertrieben werden.

Ganz abwegig ist die Marschrichtung nicht. Waren es doch missionierende arabische Christen, die 1869 erstmals europäische antisemitische Traktate, wie die nachweislich gefälschte antisemitische Schmähschrift "Die Protokolle der Weisen von Zion", ins Arabische übersetzten und damit den Muslimen im Nahen Osten die Juden als Freimaurer, Großkapitalisten, Kommunisten, Umstürzler und Verschwörer mit dem Ziel der Weltherrschaft präsentierten.

Abschließend noch ein paar interessante Fakten im Hinblick auf die arabische Bevölkerung Israels, die man ja mal einem globalen Vergleich unterwerfen könnte - ich wette es wird mit umgekehrter Blickrichtung gravierende Unterschiede geben. Denn im Unterschied zu praktisch jedem muslimischen Land, in dem Juden (und auch Christen) bestenfalls Menschen 2. Klasse sind, können Araber in Israel:
- frei wählen
- gleichberechtigte Staatsbürger werden
- Mitglieder des Parlaments, der Knesset, werden, sogar wenn sie dem Staat Israel gegenüber offen feindlich gesonnen sind (Pluralismus eben)
- dieselben Universitäten besuchen wie jüdische Israelis
- ihre Sprache beibehalten, denn Arabisch ist ebenso wie Hebräisch, offizielle Landessprache
- ihre Religion offen u. frei praktizieren - so lange dabei niemand zu Schaden kommt









Kommentare

Unknown hat gesagt…
Endlich einmal eine Klarstellung,die sich lohnt zu lesen.

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