Dylann Roof und das sinnlose Böse

Als Dylann Roof in Fußfesseln und schusssicherer Weste aus der Polizeiwache in Shelby im Bundesstaat North Carolina zu einem Streifenwagen geführt wurde, zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. Immer wieder suchte der Einundzwanzigjährige Blickkontakt zu den Fernsehkameras - als sei er stolz darauf, am Abend zuvor bei dem Anschlag auf die Emanuel African Methodist Episcopal Church (AME) in Charleston neun Menschen getötet zu haben. Schon während des Verbrechens in der traditionell afroamerikanischen Kirche soll Roof versucht haben, sich ein Denkmal zu setzen. Wie eine Besucherin der Bibelstunde, bei der er das Feuer eröffnete, ihrer Familie berichtete, hat er sie verschont, damit sie der Welt berichte, was am 17. Juni gegen 21 Uhr im Keller einer der ältesten Kirchen des amerikanischen Südens geschah. Nach den bisherigen Ermittlungen betrat Roof eine Stunde vor der Tat die Kirche und setzte sich neben Pastor Clementa Pinckney. Wie die amerikanische Bundespolizei (FBI) mitteilte, lud Roof die Waffe des Typs Glock mindestens fünfmal nach. Innerhalb weniger Sekunden brachen Pastor Pinckney, Cynthia Hurd, Tywanza Sanders, Myra Thompson, Ethel Lance, Susie Jackson, DePayne Middleton Doctor, Sharonda Singleton und Daniel Simmons zusammen.

Menschen mit einem unbändigen und kaum nachvollziehbaren Hass wie Dylann Roof gab es immer und es wird sie auch immer geben. Aber ist es nicht unglaublich, wenn selbst in einer solcher Tragödie das Licht des Evangeliums hervor bricht? So jedenfalls war es für mich, als die Angehörigen ihre Vergebungsbereitschaft Roof gegenüber ausdrückten und auf diese Weise stellvertretend für die Liebe und Barmherzigkeit ihres Erlösers standen. Auch Paulus wußte schon, dass viele negativ erscheinende Vorkommnisse nicht selten eine Kehrseite haben. "Ich bin froh, euch mitteilen zu können, Geschwister, dass das, was mit mir geschehen ist, die Ausbreitung des Evangeliums sogar noch gefördert hat", schrieb er an die Philipper Gemeinde, nachdem er heftigste Verfolgung wegen seines Glaubens an Jesus hatte erdulden müssen. "Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen", schreibt er später in seinem Brief an die Römer.

Der Theologe Dr. James White sagte in einem seiner Vorträge einmal, es gebe so etwas wie das sinnlose Böse nicht. Gott müsse, wie bei Hiob, dem Bösen immer auch erlauben zu wirken. Ohne dieses Vertrauen auf Gottes Souveränität ist es beinahe unmöglich, in solchen Momenten der Verzweiflung nicht einfach aufzugeben. Aber wenn diese neun Menschen jetzt bei unserem Herrn sind, dann hat das Martyrium, das sie durchlebt haben, letztlich dazu geführt, dass sie zum Ziel ihres Glaubens gelangt sind, nämlich Christus.


Kommentare

Beliebte Posts