Ein unvorstellbares Szenario?

Man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: In europäischen Großstädten marschieren tausende aufgebrachter Menschen auf, vereint durch ihren rasenden Zorn und einen scheinbar glühenden Vernichtungswillen, das zarte zivilisatorische Anstandsdeckchen abwerfend. Sie fuchteln mit Plakaten, auf denen "Alle Türken sind Bestien" oder "Kindermörder Türkei" zu lesen ist. Der völlig außer Kontrolle geratene Mob skandiert dabei "Türken ins Gas, Türken ins Gas" oder aber "Türke, Türke, feiges Schwein, komm‘ heraus und kämpf‘ allein". Die vor Hass bebende Horde versucht, sich den Weg in Richtung einer Moschee zu bahnen mit der unverkennbaren Absicht, diese zu attackieren. Kleine Gruppen von Gegendemonstranten, die Schilder mit der Aufschrift "Die Türkei will Frieden" in den Händen halten, werden von der rasenden Menge wüst beschimpft und mit Flaschen und Steinen beworfen.

Die Polizei zeigt bei den anti-türkischen Protesten Präsenz und überlässt den anti-türkischen Hetzern das Megaphon ihres Streifenwagens, damit auch weiter entfernt stehende Menschen die rassistischen Parolen hören können. Im Polizeijargon wird diese Vorgehensweise  Deeskalation genannt.
In der Politik ignoriert man die Vorkommnisse hingegen einfach und unternimmt auch keine Anstrengungen, diese Art faschistischer Aufmärsche zu unterbinden oder gar zu verbieten.
Delegierte der türkischen Gemeinde Deutschlands melden sich alarmiert zu Wort und vermelden, dass Bürger türkischer Abstammung Angst vor Übergriffen haben. Das scheint aber niemanden sonderlich zu interessieren.

In den durch eine Zwangs- bzw. Demokratieabgabe finanzierten öffentlich-rechtlichen Medien wird außerdem zahlreichen Türkei-kritischen Türkeiexperten eine Plattform geboten, die keinen Zweifel daran lassen, dass die Türkei an dem Dilemma selbst schuld sei. Man denke doch nur an den türkisch-kurdischen Konflikt, quasi die Wurzel allen Übels. Von besorgten Nachrichtensprechern wird einem ins Wohnzimmer geraunt, die Türkei sei ein rechtsgerichteter Staat sei, den jeder anständige Mensch abzulehnen habe.

In sozialen Netzwerken schließlich werden die antitürkischen Demonstrationen und Übergriffe gefeiert und propagandistisch fortgeführt. Es kursieren Bilder von türkischen Staatsoberhäuptern mit Fangzähnen, von denen das Blut unschuldiger Kinder tropft. Auch dass in anderen Konflikten rund um in den Erdball, in Syrien, Nigeria, dem Sudan oder Nordkorea, weitaus größere Opferzahlen und tatsächlich und ohne Zweifel klare Menschenrechtverletzungen festgestellt werden können, interessiert die Netzcommunity nicht. Man konzentriert seine öffentlichen Unmutsäußerungen einzig und allein auf die Türkei, den Staat, ohne den die Welt doch wie es scheint so viel friedlicher wäre.

Tatsächlich ein unvorstellbares Szenario?

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