In 80 Weihnachtsgerichten um die Welt

Fragt man Menschen was sie mit Weihnachten in Verbindung bringen hört man sicherlich sehr unterschiedliche Aussagen, aber eine Antwort zieht sich wie ein roter Faden in verschiedenen Variationen durch die vorgebrachten Weihnachtsassoziationen: Weihnachten ist die Zeit, in der sich die Familie an einem großen Tisch trifft um ein festliches Mahl zu genießen. Viel Auswahlspielraum für den Küchenchef bleibt dabei zumeist nicht, denn es ist auch die Zeit der vielfach unumstößlichen Traditionen. Die kulinarischen Weihnachtsgrundregeln sind dabei je nach Region bzw. Land sehr unterschiedlich. Es ist an der Zeit sich diese Essensbräuche vom Galicischen Kabeljau bis zu den Mexikanischen Romeritos mal genauer anzusehen.

In Spanien sind Meeresfrüchte, Kohl, Lamm, Nougat, Nüsse und getrocknete Früchte die meistgenannten Zutaten der regionalen Weihnachtsmenüs. Die Spezialitäten hängen hingegen stark vom jeweiligen Landesteil ab. So ist beispielsweise im nordöstlichen Aragonien die Distel der Star des Abends und wird mit Mandel- oder Béchamelsauce serviert. In anderen Regionen genießt man mit viel großmütterlicher Liebe und Geduld zubereitete Schnecken, Kabeljau mit Blumenkohl oder die baskische Intxaursalsa, eine süßliche Suppe verfeinert mit Nüssen.

In Norwegen macht man zur Weihnachtszeit keine halben Sachen und serviert ein Gericht namens "Ribbe", angebratener Speck zusammen mit sehr pikanten Würstchen, Fleischbällchen, Kartoffeln und Sauerkraut. Wem diese opulente Fleischparade zu viel ist, der serviert zum Fest "Lutefisk", gebackenen Trockenfisch mit Kartoffeln, Speck, Erbsenbrei, Senf und je nach Region immer auch mal wieder mit Blumenkohl garniert.
Den Magen räumt man danach mit dem klassischen skandinavischen Weihnachtsdrink schlechthin auf - dem Aquavit, einer landesweit beliebten Spirituose aus sehr reinem Alkohol landwirtschaftlichen Ursprungs, die mit ihren Bestandteilen Kümmel, Anis, Dillsamen, Fenchel und Koriander garantiert alle Geister wiederbelebt.

Eines der Länder mit den meisten und ältesten Weihnachtstraditionen ist Polen. Hier bereiten viele Familien zu Ehren der zwölf Apostel zum Weihnachtsfest gleich zwölf Festmahlsgänge zu. Je mehr Rezepte in einem Haus gekocht werden, so glaubt man, desto besser wird es der darin lebenden Familie später ergehen. Ganz wichtig ist auch, dass tatsächlich später von jedem Gericht gegessen wird - und sei es nur ein kleiner Löffel voll. Schöne Geste in bester weihnachtlicher Manier: Ein Platz in der geselligen Runde bleibt immer frei - für den Fall dass noch ein unerwarteter, vielleicht mittelloser Gast auftauchen sollte.
Eröffnet wird die Festtafel mit Weihnachtsoplaten. Während man sich gegenseitig alles Gute wünscht und Umarmungen austauscht, werden diese Oplaten als Symbol des Friedens und der Freundschaft mit allen anderen geteilt und gegessen. Ein wesentlicher Bestandteil des polnischen Weihnachtsessens ist Fisch, insbesondere Karpfen, der von vielen Familien lebendig gekauft wird und die Zeit bis zum Heiligen Abend zur Freude der Kinder in der Badewanne verbringt. Verspeist wird der Fisch angemacht mit Zwiebeln und Olivenöl, dazu werden Kartoffeln, Teigtaschen mit Sauerkraut-Pilzfüllung, Pilze, Erbsen und Bohnen gereicht.

In den USA gleicht das Weihnachtsessen doch stark dem Thanksgiving Menü: Truthahn ist Trumpf, meist gefüllt mit leckeren Füllungen aus Aprikosen, Zwiebeln, Speck oder Apfel und beinahe immer begleitet von Kartoffelpüree, Cranberry Sauce und Bohnen. Das traditionelle Weihnachtsgetränk ist ein Eggnog, ein rum- oder brandybasierter Longdrink mit Ei und Milch oder Sahne, der mit Vanille und Zimt veredelt wird. Und falls am Ende noch etwas reinpasst wird der Weihnachtsschmaus durch einen traditionell zubereiteten Apfel- oder Kürbiskuchen abgerundet.

In Mexiko schließlich genießen die Romeritos aus dem Süden des Landes zunehmende Popularität. Die Zweige dieser Rosmarin ähnlichen Pflanze werden zusammen mit kleinen Kuchen aus Shrimppulver serviert, dazu gibt es Kartoffeln, Mandeln und Chilischoten. Die Desserts genießt man später zusammen mit Getränken die noch in der Tradition der alten Azteken angerührt werden: Der Champurrado ist eine heißes mexikanisches Maisgetränk, veredelt mit dunkler Schokolade und Zimt.

In Deutschland ist das beliebteste Gericht zu Weihnachten übrigens nach wie vor Würstchen mit Kartoffelsalat. Vielleicht ist es ja an der Zeit sich den kulinarischen Traditionen anderer Länder zu öffnen. Denn es scheint als könnten wir dabei nur gewinnen.



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