Ode an den Geschwindigkeitsrausch: „MI 6 : Fallout“


Die ungewöhnlichen Zeiten in denen wir gerade leben schaffen Raum für das Nachholen lange aufgeschobener Projekte. Denn einen der besten Filme der letzten Jahre nicht wenigstens kurz zu rezensieren – das gehört sich einfach nicht. Zu MI 6 kehre ich in den letzten Monaten immer wieder zurück, beinahe so zwanghaft wie der Einbrecher zum Ort des Verbrechens. Wahrscheinlich aber mit einer Spur mehr Vergnügen. Gestern Abend war es mal wieder so weit.

Den Filmen der Mission Impossible Reihe wohnt eine besondere Eigenschaft inne: jeder von ihnen zeichnet sich durch seinen eigenen Stil aus, was insbesondere daran liegt, dass für jeden Teil ein anderer Regisseur verpflichtet wurde. „Fallout“ Mastermind Christopher McQuarrie ist der erste Wiederkehrer. Er hatte bereits das bisherige Franchise Filetstück „Mission Impossible Rogue Nation“ realisiert und setzt jetzt noch einen drauf. Und was für einen. 

Denn was wie ein Damoklesschwert stets über so ziemlich jeder Fortsetzung eines Filmes hängt, meistert die Mission Impossible Reihe mit Bravour: die Streifen werden - mit Ausnahme des zweiten Teils – tatsächlich immer besser. „Mission Impossible Fallout“, der sage und schreibe sechste Teil der Reihe, bildet da keine Ausnahme und lässt die allermeisten Genregenossen der letzten Jahre ziemlich alt aussehen. Christopher McQuarrie hat einen der besten Actionfilme aller Zeiten geschaffen. Akribisch geplante und perfekt getimte Actionsequenzen, die sich choreographisch und filmästhetisch nahe der Perfektion bewegen, sind hier die Regel, nicht die Ausnahme. Auch handlungstechnisch wird man als Zuschauer bei Fallout mit Respekt behandelt, was bedeutet, dass man tatsächlich zuhören muss und nicht die jede halbe Stunde durch einen Filmcharakter eine „was bisher geschah“ Zusammenfassung gereicht bekommt.

Man kann über Protagonist Cruise sagen was man will, aber der Mann ist zumindest filmtechnisch eine Bank. Er hängt von Helikoptern, springt aus Flugzeugen und schlängelt sich als High Speed Geisterfahrer auf einem Motorrad durch den Pariser Berufsverkehr. Die meisten modernen Filme tricksen an diesen Stelle mit Stuntdoubles und Computereffekten. Bei Fallout macht Cruise alles selbst, was jeder Szene eine besondere Durchschlagskraft verleiht, weil sie eben tatsächlich stattfindet. 

Und Cruise rennt. Er rennt als gäbe es kein Morgen. Er ist wahre „Running Man“. Immer wieder fliegt die Kamera hektisch durch die Szenerie und scheint beinahe Probleme zu haben, ihrem Motiv folgen zu können.

Verpackt ist das Ganze in rauschende Bilder, die beinahe Suchtgefahr haben. Wenn gegen Ende eine Helikopterjagd in hochauflösenden IMAX Frames die Gesamtkomposition abrundet, wünscht man sich, die adrenalintreibende Katz und Maus Jagd würde noch 20 Minuten weitergehen.

Dass MI 6 noch zu toppen ist, erscheint beinahe unmöglich. Fest steht aber, dass Cruise es versuchen wird. Und dabei werde ich ihm mit Vergnügen zusehen.

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