Die Rehabilitation der Schwurbler

Karl Lauterbach will es einfach nicht wahrhaben und dennoch ist es passiert: Corona hat sich aus den Schlagzeilen verabschiedet. Und auch wenn mit den Affenpocken schon der nächste Hysteriepeitscher in den Startlöchern sitzt - das Leben scheint sich tatsächlich zu normalisieren. Bis zum Herbst jedenfalls. Jedenfalls haben wir derzeit deutlich höhere Fallzahlen, als noch zur Zeit der Shutdowns - und niemanden scheint das wirklich zu interessieren. 

Vor zwei Jahren sah das anders aus. Nach der Schließung von Restaurants, Geschäften und Sportstätten, dem Verbot normaler Gottesdienste und Beerdigungen sowie der Festnahme von Personen, die allein auf Parkbänken sassen, war die Mehrheit der Bevölkerung starr vor Angst. Die «Tagesschau» hätte man zeitweise in «Coronaschau» umbenennen können. Und eifrige Journalisten entdeckten, dass es sich bei allen vormals als untadelig geltenden Wissenschaftlern, die gegen das Narrativ einer gefährlichen Pandemie aufbegehrten, um Rassisten, Volksverhetzer und Antisemiten handelte.

In der Folgezeit wurden Demonstranten zusammengeschlagen, Millionen kritische Beiträge in Netz und Medien gelöscht und massenhaft Strafverfahren eröffnet. Kritiker wurden entlassen oder suspendiert, ihre Bankkonten gekündigt, ihre Privatwohnungen durchsucht. Gleichzeitig erhielt jede marginale Virusmutation eine eigene Sondersendung, und Modellierer sagten für die nächsten Wochen jeweils unentwegt das Schlimmste voraus, weshalb selbst während der Sommermonate durchgehend Maskenpflichten bestanden.

Warum ist nun im Frühling 2022 trotz höherer Fallzahlen alles anders? Nach herrschender Lesart liegt es am Aufkommen harmloser Virusvarianten und am Impffortschritt.

Beide Erklärungen widersprechen den offiziellen Daten diametral: Bereits im Jahr 2020 schickten deutsche Arztpraxen und Krankenhäuser mehrere hunderttausend Mitarbeiter in Kurzarbeit. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sank die Patientenzahl in den Spitälern um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Frühjahr gar um 30 Prozent. Notkrankenhäuser, die man für Millionen Euro errichtet hatte, wurden nie in Betrieb genommen, bestehende Kliniken infolge mangelnder Auslastung geschlossen. Statistiker haben berechnet, dass 2020 unter Berücksichtigung der Altersstruktur eine Untersterblichkeit aufwies. Das mittlere Alter jener, die nach positivem PCR-Test verstarben, lag mit 83 Jahren über dem mittleren Sterbealter der Übrigen.

Zusammengefasst war Corona von Anfang an vergleichsweise harmlos und gab es noch vor Verfügbarkeit eines Impfstoffs keinerlei klinische Anzeichen für eine Pandemie im ursprünglichen Wortsinn. Neu waren lediglich anlasslose Massentests, wie es sie nie zuvor gegeben hatte, und die allabendliche Verlesung der dabei gewonnenen Coronazahlen. Neu waren im digitalen Zeitalter auch Charts und Apps, die in Echtzeit über Fallzahlen informierten und den Eindruck erweckten, wichtig zu sein.

Dass Corona zwar einzelne Menschen getroffen hat, sozialmedizinisch aber nicht auffiel, ist angesichts der klinischen Fakten unbestreitbar. Eine Pandemie im ursprünglichen Wortsinn müsste Patienten- und Sterbezahlen erhöhen, und das Gegenteil war der Fall.

Nun hört man gelegentlich den Einwand, diese Entwicklung sei nur den Shutdowns zu verdanken, ohne sie wäre alles viel schlimmer gekommen. Hierzu ist zweierlei zu bemerken. Erstens gab es in Europa ein Land, und weltweit sehr viele, die an traditionellen Rezepten der öffentlichen Gesundheitsvorsorge festhielten. Diese haben nicht schlechter abgeschnitten als Länder, die in Hysterie verfielen. Niemand Geringeres als die WHO bescheinigt nunmehr ausgerechnet Schweden, dem europäischen Sonderfall, dass es bei der Übersterblichkeit günstiger abgeschnitten hat als etwa Deutschland mit seinen besonders harten und lang andauernden Shutdowns. Gemessen am Lehrbuchstand und den WHO-Richtlinien des Jahres 2019, war der schwedische Ansatz, nur leichte Massnahmen zu ergreifen, alles andere als apart. Apart war vielmehr das brachiale Vorgehen der übrigen Länder Europas und Nordamerikas, die ohne Evidenz zu nirgends empfohlenen Instrumenten griffen.

Versuche, die Shutdown-Politik mit niedrigen Krankenzahlen zu legitimieren, entsprechen darüber hinaus einem Zirkelschluss: Jede noch so falsche Politik könnte auf diese Weise in ein günstiges Licht gerückt werden. Es ist wie mit dem Mann, der klatschend durch die Stadt läuft, um Elefanten zu vertreiben, und auf den Einwand, es seien doch gar keine Elefanten in der Nähe, antwortet: «Sehen Sie, es funktioniert!»

Sachgerecht ist vielmehr ein direkter Vergleich des neuen Coronavirus mit anderen Viren. Hierzu haben Mitarbeiter des unverdächtigen Robert-Koch-Instituts geschrieben, die Erkrankung an Covid-19 sei hinsichtlich der Sterblichkeit mit einer schweren Grippe vergleichbar. Diese Tatsache passt zum empirischen Befund, dass die Gesamtsterblichkeit etwa im März 2018, als Deutschland von einer Grippewelle heimgesucht wurde, höher war als die Gesamtsterblichkeit in irgendeinem Monat der letzten beiden Jahre.

Man muss es klar und deutlich sagen: Corona war ein Fehlalarm, in Wahrheit hat lediglich ein neues Virus die traditionellen Influenzaviren ersetzt, und ohne PCR-Test hätte man davon nichts gemerkt. Alle politisch verhängten Zwangsmassnahmen wie die Shutdowns waren von Anfang an verfehlt. Mit zwei Jahren Verspätung hat jetzt auch Deutschland begriffen, was Koryphäen wie John Ioannidis und Sucharit Bhakdi im März 2020 korrekt vorbuchstabierten.

Wenn aber die offiziell vorherrschende Interpretation des Pandemie-Endes nicht stimmt, wie lautet dann die richtige? In erster Linie konnte Deutschland die ausländischen Vorbilder nicht auf Dauer ignorieren. Der mutige Boris Johnson hatte seinen Panikmacher Neil Ferguson schon im Sommer 2021 abgeschüttelt und die Pandemie für beendet erklärt. Ähnlich verfuhr der schweizerische Bundesrat mit seiner Task-Force Anfang 2022. Nachdem neben Schweden auch die übrigen skandinavischen Länder ihre Massnahmen beendet hatten und die maliziöse Frage aufgekommen war, ob Corona vielleicht ein rein deutsches Virus sei, brach auch hierzulande der Damm. Hinzu kam der Ukraine-Krieg, denn die Coronazahlen verschwanden just am Tag von Putins Angriff aus den Schlagzeilen. Wie Kurt W. Zimmermann in diesem Blatt so treffend schrieb: Medial kommt ein Unglück immer allein. Und auch die Politik schätzt keinen Mehrfrontenkrieg.

Was für die Shutdowns gilt, stimmt ebenso für die Impfung. Während anfangs nur wenige Zweifler an bewährten Sicherheitsvorschriften festhalten wollten (eine Impfzulassung nimmt oft zehn bis zwanzig Jahre in Anspruch), bejubelten Medien und Politik unkritisch die Herstellerstudien und sahen in experimentellen Impfstoffen die Erlösung.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Nachdem ein US-Gericht Pfizer zur Herausgabe der Zulassungsdaten verurteilte, werden in Amerika immer mehr Unregelmässigkeiten diskutiert, die von Datenfälschung bis zu erfundenen Studienteilnehmern reichen. Im Fernsehen häufen sich Berichte über Impfschäden, positive Wirkungen sind fraglich und höchstens von kurzer Dauer. In Deutschland berichtet das Robert-Koch-Institut nicht mehr wöchentlich über die «Impfeffektivität», nachdem diese negativ geworden war, und das Paul-Ehrlich-Institut hat seine Datenbank zu Impfschäden vom Netz genommen, angeblich wegen Sicherheitslücken.

Vermeintliche Schwurbler wie Sucharit Bhakdi, John Ioannidis, Stefan Hockertz oder Wolfgang Wodarg lagen in allen Hauptstreitpunkten richtig: Sie nahmen der Bevölkerung die Angst vor einem Allerweltsvirus und warnten mit Recht vor Gesundheitsschäden durch überzogene Maßnahmen und kaum erprobte Impfstoffe. Deutschland und die Welt sollten ihnen dankbar sein.

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