Die schönste Nebensache der Welt? Das war einmal.

Fußballeuropameisterschaft! Ein Wort wie eine Drachenrakete aus Gandalfs Zauberkiste. Vier Jahrzehnte hatte mich der Fußball-Virus fest im Griff. Seit Kindertagen mit einschlägigen Folgen für meine Schulnoten in der gymnasialen Mittelstufe. Darüber hinaus durchlebte ich als Anhänger des FC Schalke 04 und der Nationalmannschaft etliche emotionale Höhen wie Tiefen, zumal ich zusammen mit Heerscharen von Fans den aufreibenden Nebenjob eines ehrenamtlichen Bundestrainers betrieb.

Zu Zeiten, die vor internationalen Matches noch nicht überquollen, habe ich zudem Urlaube und Reisen verlegt, um Welt- und Europameisterschaften möglichst komplett verfolgen zu können. Und heute? Sehe ich mir nun die Spiele an, geschieht dies eher mit zwiespältigen Gefühlen. „Denk ich an Fußball in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, ließe sich mein Gemütszustand im Heine-Ton resümieren. Jene Tristesse, dass eine Hauptattraktion des modernen Privatlebens, die einen einst als (fast kathartisches) Urereignis Berufs- und Sozialstress vergessen ließ, durch überbordende Kommerzialisierung und Politisierung zunehmend entfremdet und ruiniert wird. 

Echte Freude am Turnier will daher selbst dadurch nicht aufkommen, dass sich nach Jahren ergebnismäßiger Dürre unverkennbar ein sportlicher Silberstreif am Horizont zeigt. Deutschlands Spitzenclubs waren in Europa erfolgreich wie lange nicht mehr. Zwei gelangten ins Finale, ein dritter hat es unglücklich verpasst, während England und Frankreich leer ausgingen. Real Madrid wurde in der ersten Halbzeit mehrfach an den Rand einer Niederlage gebracht. Nur das mit den Toren klappte bei Dortmund noch nicht so recht. Da muss es der Sponsorendeal mit Rheinmetall wohl künftig richten, die aufs Schießen schließlich spezialisiert ist. 

Jetzt während der Europameisterschaft zeigt sich erneut, dass sich die hässliche Instrumentalisierung des Sports durch unser Establishment, die begabten Athleten zumutet, ständig gesellschaftlich „Flagge zu zeigen“, nicht so einfach verdrängen lässt. Ein klippschulhaft primitiver politisch geforderter Bekenntniszwang bis in den letzten Provinzwinkel hinein, der in der Praxis auf nichts anderes hinausläuft, als Phrasen globaler Politagenden nachzuplappern und, falls die tatsächliche Meinung mal davon abweicht, sie konsequent zu verschweigen. Bei all dieser Nötigung zeigt sich der DFB – der Fisch stinkt vom Kopf – an vorderster Front. Der aktuell letzte Schrei betrifft die systematische demagogische Diffamierung der einzig nennenswerten Opposition, ausgerechnet im Namen der Demokratie. Man denke an den verlogenen „Together“-Propagandamüll, der parteipolitische Agitation als Weltoffenheit tarnt. Und wo sich wenige Außenseiter wie Alemannia Aachen mal aus solchen perfiden Aktionen raushalten wollen, sorgt ein keineswegs sanfter Druck dafür, dass sich Zweifelnde schnellstens wieder „moralisch“ in Reih und Glied begeben. 

Das Ganze vor dem Hintergrund, dass frau und man in der Frankfurter Zentrale, wenn der Reibach lockt, bedenkenlos auf Tradition pfeifen. Wegen des Unmuts der Fans musste nach Jahren halsstarrig verfolgter Marketing-Ideologie zwar die Werbekreation „La Mannschaft“ als Publikumsflop wieder kassiert werden. Doch dann trat man eben andernorts gesinnungslos ins Fettnäpfchen. 1954 beim größten DFB-Sieg überhaupt hatte Adidas zwar durch innovatives Schuhwerk einiges zum WM-Titel beigetragen. Doch Loyalität in der Verbandsspitze war gestern. Und so läuft man künftig in Nike-Trikots auf, was selbst einem sonst mit Deutschlandphobien behafteten Habeck respektive seinen Beratern aufstieß. Man könnte sich darüber empören, hätte sich nicht Adidas selbst durch sein Regenbogen-Auswärtstrikot als Ersatz des früheren Schwarz-Weiß gänzlich von der Tradition verabschiedet. Die woken Verhandlungspartner sind also einander in ihrem instinktlosen Solidaritätsmangel durchaus auf einem Level.

Wenn Berlin pfeift, apportiert das DFB-Schoßhündchen, zumal der Verband durch Mainstream-Politiker massiv unterwandert ist. Auch diese EM zeigt es in monströser Deutlichkeit. Im Januar wurde von Staatsministerin Claudia Roth und Philipp Lahm ein begleitendes „Kulturprogramm“ vorgestellt, wofür die Regierung – warum wohl? – 13 Millionen Steuergelder ver(sch)wendet. In 300 Veranstaltungen werden uns – es graust einen bereits bei dieser wohlklingenden Etikettierung – Fußballwerte wie „Fair Play, Respekt und Toleranz“ vermittelt, von musikalischen und tänzerischen Darstellungen bis zu Grundschul-Auftritten. Um welche Art verborgener Wahlkampfhilfe es sich handelt, verriet der mainstream-beflissene „Turnierdirektor“ Lahm, indem er auf die jüngsten Demonstrationen gegen die AfD verwies, in deren Geist die Initiative verlaufe. Eine Offenherzigkeit, die sich von Skrupellosigkeit kaum noch unterscheidet. 

Denn jene widerliche Kampagne, bei der (auf der Basis unseriöser Recherchen einer auch noch „Correctiv“ genannten, öffentlich kofinanzierten Institution) eine AfD-„Geheimkonferenz“ herbeigelogen wurde, die angeblich Massendeportationen beschloss, gehört zu den demagogischsten Staatsveranstaltungen dieser Republik. Das Ganze in manifester Anspielung auf einen Schreckensort unter schamloser Instrumentalisierung des Holocaust-Gedenkens. Nicht weniger abstoßend zeigte sich die Haltung des DFB, der sich die Agitation umgehend zu eigen machte. Von solchen Infamien, bei denen das Gespann DFB, ARD und ZDF stets in der ersten Reihe sitzt, werden wir auch während der Spiele nicht verschont.

Nicht genug, dass der Zuschauer tränenselige Gedenkfeiern für Beckenbauer erdulden musste, den jetzt öffentlich wieder alle lieben, während er seinerzeit, als es wehtat, gerade von DFB-Funktionären eher Distanzierung erfuhr. Als Tiefpunkt erlebte man dabei einen inzwischen nur noch peinlichen Uli Hoeneß, der selbst die Totenfeier seines Ex-Kapitäns für innenpolitische Polemik missbrauchte. Getoppt wurde diese Schmierenkomödie nur noch vom absurd-albernen Alarmismus der medial vergötterten linksgrünen Fußball-Ikone Christian Streich, dessen historisch-politische Beschränktheit lediglich dadurch verschleiert wird, dass sie im alemannischen Wokistan praktisch zur Staatsreligion gehört. 

Beim Gedanken daran, welche „Führungselite“ um das Berliner Grusel- und Lachkabinett sich mit einem EM-Erfolg brüsten dürfte, sträuben sich einem die Nackenhaare: Schreckfiguren wie Lady Faeser, die künftigen Historikern wohl als zeitgemäße Variante von Senator McCarthy im Gedächtnis bleiben wird. Ein Kinderbuchautor, der seine ersten ökonomischen Erfahrungen sofort im Wirtschaftsministerium sammelte. Ein Gesundheitsminister, der sich mit Fleiß den Spitznamen Klabauterbach erworben hat. Annalena, deren „feministische Außenpolitik“ uns weithin zum Gespött der Welt macht. „Repräsentanten“ wie Steinmeier in seinem „freiesten“ Deutschland aller Zeiten oder der notorisch vergessliche Scholz. 

Schon immer schöpften jeweils Regierende von nationalen Fußballsiegen ihren Popularitätsruhm ab. Klassische Gelegenheiten, um Volksverbundenheit zu demonstrieren oder zu simulieren. Das ließ und lässt sich als wohl unvermeidliche Begleiterscheinung ertragen. Und selbst als unsere Ex-Kanzlerin ihr sportliches Objekt der Begierde, den halbnackten Kicker Özil, mehr oder weniger fotogen bis in die Kabine hinein verfolgte, sah man das Delikate mehr noch in jenem für unsere Politvertreter so charakteristischen Stilmangel als in der skandalösen Beanspruchung fachfremder Prominenz. 

Doch inzwischen wird wesentlich mehr von den sogenannten „Helden“ erwartet. Und so plakatieren diese wandelnden Litfaßsäulen auf dem grünen Rasen nun für alles Erdenkliche, das ihren Auftraggebern einfällt. Von eurokratischen Entartungen und Gender- beziehungsweise LGBTQ-Aktivitäten über Klima-, Rassismus- und Corona-Dogmen bis zum künstlichen Frauenfußball-Hype oder zu höchst riskanten Kriegsengagements. Und über allem steht die Dauerdistanzierung von einem immer konturloseren ominösen „Rechts“, dessen Definition sich schließlich darin erschöpft, den Kartellparteien durch alternative Politikangebote zu viele Stimmen zu kosten. Und sie verschwenden keinen Wimpernschlag Gedankenzeit daran, dass sie ein System unterstützen, dessen demokratische und – schlimmer noch – rechtsstaatliche Substanz zunehmend zerfetzt wird. 

Siehe die jüngsten justiziellen Machenschaften in Erfurt und Halle, die jedem halbwegs intakt gebliebenen Rechtsempfinden Hohn sprechen. Siehe die völlig entfesselte Sylt-Kampagne, in der repräsentative Pöbelmobster unserer politmedialen Klasse sich nicht entblöden, eine alkoholbeschwingte private Feier agitatorisch auszuschlachten. Hier feiert Denunziation als der heutigen Deutschen liebstes Hobby traurige Triumphe durch ins Internet gestellte massiv berufsschädigende Fotos. Das Ganze natürlich unverpixelt, wie es aktuellen Pranger-Attitüden entspricht, während der messerstechende Gewalttäter von Mannheim, der einen Polizisten ermordete und unter anderem den Islamkritiker Michael Stürzenberger schwer verletzte, natürlich von unserer Medienmafia datenschutzmäßig korrekt verfremdet wurde. Von der sonstigen relativierend-beschwichtigenden Berichterstattung der Qualitätspresse ganz zu schweigen. Der „FAZ“ke Jasper von Altenbockum setzte dabei dem Ganzen die Krone auf, indem er Querdenker mit Attentätern in einen Kontext stellte.

Blicken wir 70 Jahre zurück und machen uns bewusst, was eine Nationalelf wie jene von Bern seinerzeit für Deutschland bedeutete. Hat sie doch selbst Leute versöhnt, die sich zuvor hassvoll gegenüberstanden. Von links bis rechts war man durch ein stolz machendes Gemeinschaftsereignis plötzlich wieder vereint. Das 3:2 sandte Hoffnungssignale in schwerer Zeit, brachte Menschen zusammen und diente nicht – wie von der heutigen politischen Klasse gewünscht – der parteiegoistischen Ausgrenzung und Zerklüftung. Auch aktuell könnten solche internationalen Großevents soziale Differenzen mildern, würden sie nicht zur Spaltung des Landes durch skrupellose Politstrategen bewusst genutzt, als da sind Parlamentarier, die wie boshafte Kleinkinder in ihrem Bundestags-Fußballteam keine AfD-Spieler dulden. 

Selbst ethnische Spannungen ließen sich über sportliche Solidarisierung entschärfen und Zusammengehörigkeitsgefühle stärken, wenn das Ganze den Biodeutschen nicht per einseitiger „antirassistischer“ Rohrstockpädagogik appliziert würde. Ein dubioses (da sich Siege nun mal nicht programmieren lassen) Sozialexperiment, dessen wechselweises Scheitern wir etwa bei unseren französischen Nachbarn studieren können. Wirkliche Fußballfans und jene, die Patriotismus nicht mit Partyotismus verwechseln, geraten somit durch die entfesselte Politisierung des Sports in eine prekäre Zwickmühle. 

Sich schlicht über Siege der Nationalelf zu freuen, was deren ätzenden Politbotschaften weiteres Gehör verschafft – und Erfolg übertönt bekanntlich fast alles, was zulasten der Sportschmarotzer spricht – setzt fast Masochismus voraus. Anders gesagt: Die von den nationalen Verbänden herbeigeführte Entwicklung verlangt gerade von den treuesten Anhängern, sich der Schizophrenie auszusetzen, denen zu applaudieren, die einen per offizieller Agenda herabsetzen und verleumden. Niemandem will ich den Spaß an athletischen Hochleistungen vermiesen. Aber persönlich wünschte man sich, um wie als Jugendlicher naiv genießen zu können, fast mehr Ahnungslosigkeit über die dreckigen Hinterhöfe eines illustren Spektakels. 



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