Deutschland, deine Sprachpolizei

 In Bezug auf Wokeness und Antisexismus hat Deutschland offenbar in den letzten vier Jahren einen Quantensprung gemacht. Denn es ist genau jene vier Jahre her, dass der krawallige Nervtöter Oliver Welke im Rahmen seines Staatspropaganda Formats "heute Show" einer Oppositionspolitikerin einen Eisprung andichten durfte und dafür sogar noch vom "Stern" Beifall bekam. Er hatte damals Frauke Petry unterstellt in wollüstige Wallung zu geraten, wenn sie darauf Bezug nehme, dass Donald Trump deutscher Herkunft sei.

Ein Jahr später schon wurde Christian Lindner nicht ganz zu Unrecht gerüffelt, als er die verstörende und schwer wieder zu tilgende Phantasie heraufbeschwor, dass er eines Beischlafnachts neben Claudia Roth aufwachte. Heute, wir schreiben das Jahr 2020, wird derselbe inzwischen durchaus schon zum alten Herrn gereifte Lindner schon viel härter drangenommen, wenn er sein altbewährtes Witzmuster auf die von ihm frisch geschasste Generalsekretärin Linda Teuteberg anwendet. Doch den vorläufigen Höhepunkt an öffentlicher Prangerschaft und Buße erreichte nur wenige Tage später der regimekritische Publizist Roland Tichy, der zur Strafe sogar vom Vorsitz der liberalen Ludwig-Erhard-Stiftung heruntergestoßen wurde, weil nicht mal er selbst, sondern Stephan Paetow, der in Tichys Zeitschrift für satirische Kommentare zuständig ist, in der Druckausgabe von „Tichys Einblick“ im Zusammenhang mit dem aufstrebenden sozialdemokratischen Polit-Sternchen Sawsan Chebli ein weiteres weibliches Alleinstellungsmerkmal nannte, diesmal nicht den Eisprung, sondern den G-Punkt.

Nach diesem Präzedenzfall müsste heute nach der gleichen Kontaktschuldlogik und im Falle des Vorhandenseins einer standardisierten und rechtsgleichheitssteifen Messlatte das gesamte Bundeskabinett zurücktreten, da dieses doch wohl auf keinen Fall mehr tragbar sein dürfte, wenn es durch die Rückendeckung (man verzeihe mir dieses sexistische Wort) seiner von ihm geführten Organisation, nämlich dem Staat, einen Satiriker in einem staatseigenen Medium, nämlich dem „ZDF“, auf den Eisprung einer Oppositionspolitikerin kommen lässt.

Aber ich habe mir sagen lassen, dass dieser Parallelismus zu kurz greift und dass alles sich viel besser erklären lässt, wenn man folgende ungeschriebene Gesetze beachtet:

1) Wenn eine Linke oder andersartig Progressive Opfer von Sexismus wird, dann müssen nicht nur der Delinquent selbst, sondern auch dessen Arbeitgeber und persönliches Umfeld in Sippenhaft genommen werden, damit ein richtig bündnisbreites Woke-Exempel statuiert werden kann (Fall Chebli).

2) Wenn eine Dame der politischen Mitte Opfer von Sexismus wird, dann reicht heute noch ein mittlerer Shitstorm, aber es werden noch keine Rücktrittsforderungen laut (Fall Teuteberg).

3) Wenn eine Konservative oder Rechte sexistisch angegangen wird, dann hat sie es nicht besser verdient und kann als A-priori-Täterin auch kein Opfer sein. Die „demokratischen“ Haltungs-Revolverblätter, also jene Schwarz-bis-Rotlichtmedien, die inseratsmäßig am Rockzipfel der promiskuitiv untereinander kopulationsfähigen Altparteien saugen, haben dann die Aufgabe, einen solchen sexistischen Anwurf auch noch genüsslich und volksaufklärerisch auszuschlachten (Fall Petry).

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