Was erlauben Papst??

Giovanni Trappatoni hätte ihn sich mal so richtig zur Brust genommen, den friedensschwurbelnden Papst, der doch tatsächlich einfach so und ungefragt ein Ende des Krieges in der Ukraine gefordert hat. Geht ja auch mal wirklich gar nicht, ein Ende des tausendfachen Sterbens zu fordern oder? Und überhaupt, was geht ein Krieg im Osten Europas eigentlich den Papst an?

Eine widerliche Forderung

Ich muss zugeben, ich bin wahrlich nicht immer auf einer Linie mit dem katholischen Kirchenoberhaupt. Denn obwohl wir beide Mitglied einer christlichen Kirche sind, weichen seine Auslegungen zu biblischen Lehren, nicht erst seit er die injizierte Beglückung im Jahr 2021 als "moralische Pflicht" bezeichnete, manchmal in nicht unerheblicher Weise voneinander ab. Wenn er aber in einem Krieg, der keine Aussicht auf einen "Erfolg" hat und jeden Tag neue menschliche Opfer fordert, nach Frieden oder zumindest nach Friedensverhandlungen verlangt, dann sind wir hundertprozentig einer Meinung. Denn das menschliche Leben ist doch das wertvollste Rechtsgut, das unsere Rechtsordnung kennt oder etwa nicht? Absurd wird es daher, wenn eine Mehrheit der öffentlichen Meinungsvertreter sagt, eine solche Forderung sei nicht nachvollziehbar, widerlich oder sogar menschenverachtend.

Worum geht es nochmal?

Papst Franziskus hatte in einem Interview mit dem Nachrichtenportal "Reuters" die Meinung geäußert, die Ukraine solle den Mut aufbringen, Verhandlungen mit Russland zu beginnen. Wobei "beginnen" ja eigentlich nicht ganz richtig ist, denn Friedensverhandlungen gab es ja schon im Jahr 2022. Und nicht nur das, es gab sogar schon einen Friedensvertrag, zu dessen Unterzeichnung Putin bereit war. Schade, dass der Westen in Person von Boris Johnson intervenierte und Selenskyi die Unterzeichnung untersagte ("The west ist noch ready to end this war"), siehe auch den Bericht des Wall Street Journals.

Es geht im Übrigen auch um das gut verbriefte Versprechen der NATO, sich nicht weiter nach Osten auszudehnen. Ist dann aber natürlich Zentimeter für Zentimeter doch passiert. Wurde vielleicht auch einfach vergessen. Oder man geht vielleicht davon aus, dass der gute Hans-Dietrich Genscher damals eigentlich gar nicht für die NATO sprechen durfte, da diese Verhandlungen vor der deutschen Wiedervereinigung passierten.

Ein gerechter Krieg?

Aber zurück zum Papst, der auf die Möglichkeit weiterer Verhandlungen mit Russland hinwies, damit nicht weitere tausende ukrainischer Väter und Söhne einen sinnlosen Tod sterben müssen. Die FDP Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied in Rüstungslobbys, ließ uns daraufhin wissen, sie schäme sich für den Papst und dessen Äußerungen, während unser Justizminister gar die Lehre vom gerechten Krieg bemühte, um sein Unverständnis für Friedensverhandlungen zum Ausdruck zu bringen.

Cui bono?

Den Bedeutungsverlust von Worten erleben wir nicht erst seit der Corona Krise oder den jüngsten unverhohlenen Versuchen, die Demokratie mit dem "Demokratieförderungsgesetz" systematisch auszuhöhlen. Orwells Dystopie "1984" wirkt bedrückend nahe. Eine der drei Parolen, die am Ministerium für Wahrheit prangen, lautet "Krieg ist Frieden!". Viele der Papstkritiker scheinen diesen Slogan gerne zur Staatsräson erklären zu wollen.

Währenddessen ist der Aktienkurs von Rheinmetall auf ein absolutes Allzeithoch gestiegen. Wer von Kriegen profitiert, wird im Allgemeinen kaum ein Interesse an ihrer Beendigung haben. Derjenige wird evtl. auch Friedenverhandlungen torpedieren, die den Krieg schon hätten beenden können. Die allermeisten von uns nicht waffenhandelnden Menschen sollten sich damit nicht zufrieden geben und die Bezeichnung "Friedensschwurbler" als eine Ehrung ansehen. Chapeau an Franziskus, dass er mit gutem Beispiel voran gegangen ist.

 


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